Der Pamir Highway

Das Pamir-Gebirge ist ein Nachbar vom Himalaya, etwas niedriger gelegen und nicht ganz so berühmt, bedeckt dieser trotzdem sehr nette Streifen den Osten Tadschikistans. Auf der anderen Seite der Berge liegt auch schon Tibet. Wir brechen auf, um die M41 von Khorog nach Osch zu befahren – die Straße wird auch Pamir Highway genannt. Das High in Highway kommt daher, dass er recht hoch gelegen ist; der höchste Pass Okbadal liegt auf 4650 Metern über dem Meer und macht den Pamir Highway damit zum zweithöchstgelegenen Highway der Welt.

Doch erst müssen wir ja von Duschanbe nach Khorog kommen. Das erledigt ein Jeep für uns, unsere Sachen fein säuberlich auf dem Dach festgeschnallt.

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Nach etwa fünf Minuten Fahrt fällt Tim und mir ein, dass wir unsere Reisepässe in unseren Rucksäcken auf dem Dach gelassen haben, womit wir uns sofort die Sympathie des Fahrers sichern. Die Fahrt dauert dann auch mal locker 10 Stunden, obwohl es auf der Karte nicht so weit aussieht – den Straßenzustand erkennt man eben nicht, und der ist desaströs. Khorog ist dafür ein sehr hübsches Städtchen mit einem schicken Fluss und einer Art Alpenpanorama.

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Die Strecke Khorog – Osch sind knapp 1100 km und wir finden einen Fahrer, der uns für 65 Dollarcent pro Kilometer und 20 Dollar Tagespauschale rüber geleitet. Das macht für unsere geplanten fünf Tage dann insgesamt 800 Dollar und wir sind froh, dass wir den Betrag teilen können. Öffentliche Transportmittel sucht man hier vergebens, und manchmal wartet man auch ein oder zwei Tage, bis jemand vorbeikommt, bei dem man per Anhalter mitfahren könnte.

Ein Fahrer lohnt sich noch zusätzlich, weil man unterwegs anhalten kann, und der Fahrer auch weiß, wo man am besten essen und schlafen – oder auch einfach nur anhalten – kann. Zum Beispiel an der heißen Quellen Garm-Chashma zwischen Khorog und Ishkashim.

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Die Quelle ist tatsächlich heiß und im ersten Moment verbrennt man sich fast den nackten Hintern. Auf Badekleidung wird verzichtet, Damen und Herren gehen gruppenweise abwechselnd rein. Zumindest war es so, als wir da waren – ich glaube nicht, dass es dafür richtige Regeln gibt. Wir werden später noch Bibi Fatima besuchen, eine andere Quelle, die so etwas wie getrennte Badehäuser hat.

Ishkashim liegt am Flüsschen Pandsch und damit direkt an der Grenze zu Afghanistan. Sonntags gab es hier einen afghanischen Markt, also eigentlich nicht direkt hier, denn der Marktplatz liegt auf der anderen Seite des Flusses. Es ist leider nicht Sonntag und der Markt wurde ohnehin letztes Jahr eingestellt – früher konnten Touristen ihren Pass am Grenzposten abgeben und über die Brücke nach Afghanistan auf den Markt gehen. Und so trinken wir hier nur ein Tässchen Tee und fahren weiter.

Die erste Nacht verbringen wir in Langar, einem kleinen Örtchen am Fuß des 6500 Meter hohen Pik Engels. Wir sind übrigens hier nicht auf dem offiziellen Pamir Highway unterwegs, sondern machen einen kleinen Umweg durch das Wakhan-Tal. Am nächsten Tag gehen wir Wandern – etwas südlich von Pik Engels gibt es eine Wiese, auf der man zelten kann. Und noch etwas weiter südlich kann man nach Afghanistan rüberschauen, so wie ich auf dem Titelfoto.

Am zweiten Abend schlagen wir also das chinesische Zelt auf, das uns der Fahrer netterweise ausleiht. Zusätzlich hatten wir auch Iso-Matten dabei. Tim hatte aber an einem kleinen Felsvorsprung eine Hand zu wenig und die Matten unter seinem Arm kurzerhand dem Fluss überlassen (wir haben uns daraufhin entschlossen, einen einfacheren Weg um den Vorsprung herum zu suchen). Nach gut neun Stunden Wanderung, der Reiseführer erwähnte was von vier, erreichen wir die Wiese. Und so glänzt unser Zelt denn auf 4000 Metern vor dem etwas schüchternen Pik Engels.

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Unser Mahl besteht aus Nudeln mit Konservenfleisch vom Campingkocher. Es sieht ein bisschen aus wie Kotze mit Rührei, riecht trotz der teilweise noch knusprigen Nudeln stark verbrannt und schmeckt fantastisch. Die sich anschließende Nacht ist mit ihren zwölf Grad unter dem Gefrierpunkt mein kältestes Erlebnis überhaupt und ermöglicht mir insgesamt eine gute Stunde Schlaf.

Nach all der Anstrengung fühlen wir uns morgens vom Anblick des nach wie vor etwas schüchternen Pik Engels fast betrogen. Es ist aber immer noch furchtbar kalt und deshalb nicht die richtige Zeit, seinem Groll Luft zu machen.

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Der Abstieg verläuft wieder völlig außerplanmäßig und wir kommen den Berg nicht in Langar, sondern im Nachbarort runter. Nach einer kleinen Wanderung die Straße entlang können wir dann aber endlich weiter.

Nächster Halt ist Murghab – Sasha lässt sich unterwegs absetzen, um nach Khorog zurückzuwandern. Die dritte Nacht verbringen wir in einem Homestay im Ort, von denen es dort reichlich gibt. Strom hat es hier aber nur, wie schon in Langar, solange der Generator läuft. Und die Toilette befindet sich natürlich auf dem Hof.

Am nächsten Morgen folgt eine kleine Stadtbesichtigung: Murghab hat einen Markt, der aus alten Schiffscontainern besteht, und eine nicht minder wunderliche Tankstelle.

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Dann bleibt noch Zeit für ein Foto auf dem Pamir Highway.

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Und natürlich steht hier der Herr Lenin und grüßt froh in die Welt, als habe es nie eine Perestroika gegeben.

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Wir fahren etwas weiter nach Karakol, überqueren unterwegs den schon erwähnten Pass Okbadal und besichtigen den gleichnamigen Karakol-See. Man kann um den See herum wandern und auch einige Berge besteigen, von denen aus man eine bessere Aussicht auf den See hat, wir haben aber vom Wandern erstmal genug und belassen es bei einem kurzen Besuch am Ufer.

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Noch etwas weiter nördlich überqueren wir das Alai-Gebirge, das die natürliche Grenze zu Kirgistan darstellt. Die vierte Nacht verbringen wir in Sary-Mogul, wo es zum ersten Mal seit Khorog wieder eine Internet-Verbindung gibt. Am nächsten Morgen geht es zum Fuß des Pik Lenin, einem hübschen Siebentausender, vor dem man prima Springbilder machen kann.

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Das Foto war übrigens der fünfte Versuch, ein solches Bild zu machen, und ich hätte mich beim Absprung fast auf die Schnauze gelegt. Ein Lächeln war da echt nicht mehr drin.

Abends erreichen wir Osch und sagen unserem Fahrer auf Wiedersehen. Unsere erste Aktion im Hostel besteht darin, unsere gesamte Wäsche in die Maschine zu packen. Wandern ist ein schmutziges Geschäft.

2 Gedanken zu „Der Pamir Highway“

  1. Ganz großes Kino, endlich ein Springbild.. Und dann noch so ein sensationelles.

    Ich fürchte dich hat langsam das trekking Fieber gepackt. Sind gespannt was du als nächstes angehst und ob du jetzt in Nepal stramdest.

  2. Hallo Janis,
    danke – bin auch noch ganz begeistert. Nepal dauert noch ein Weilchen, aber bis dahin gibt es noch ein paar andere Möglichkeiten, dem Trekking-Fieber abzuhelfen.
    Gruß vom Timo

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