Etappensprint

Das erste Etappenziel steht kurz bevor. Shanghai, von Europa aus am anderen Ende Asiens gelegen, ist von Turpan noch ewig weit entfernt. Da China aber mit ausgezeichneten Bahnverbindungen aufwartet, ist das weniger tragisch. Vorher steht noch ein Besuch in Xian an. Der größte Teil der Seidenstraße – die mehr ein haarsträubendes Netz aus einzelnen Pfaden denn eine Straße war – ist eher weniger klar umrissen. Über den Endpunkt des antiken Handelwegs gibt es hingegen keine Diskussion: Das ist Xian.

Xian

Xian ist schon ziemlich alt, aber davon merkt man nicht viel. Einige Sehenswürdigkeiten von früher sind erhalten geblieben und werden gepflegt und gefeiert wie blöde. Dazu gehören zum Beispiel der Trommel- und der Glockenturm. Mit einem Kombi-Ticket für beide (50 Yuan oder knapp sieben Euro) darf man sogar mal draufklettern.

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Wie auf den Bildern zu sehen, sind das eigentlich keine richtigen Türme. Und wenn man oben angekommen ist, sieht man auch nur Xian – da die altehrwürdigen Gebäude recht großzügig zwischen Standard-Plattenbau verteilt sind, sieht es eigentlich auch nur aus wie jede andere chinesische Großstadt. In der Nacht sind sie dafür sehr schön beleuchtet.

Und noch was gibt es hier: Sowas wie Hot Pot. Soweit ich weiß, ist das ein Gericht aus der Provinz Szechuan, wo man rohe Zutaten in einem Topf in der Mitte des Tisches mit Öl und Chili brutzelt. Diese Version hier hat einen Topf pro Gast mit eigener Herdplatte zu bieten. Ist auch nicht schlecht – und die Zutaten laufen auf einem Sushiband vorbei. Es scheint mir zumindest sehr ähnlich zu Hot Pot, auf jeden Fall ist es sehr lecker.

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Und dann war da noch der Kaiser Qin, Begründer der Qin-Dynastie und so paranoid, dass er sich für die Zeit nach seinem Tod etwa 8000 Ton-Soldaten zur Bewachung vor sein Grab stellen ließ: Die Terrakotta-Armee. Der Eintritt kostet happige 20 Euro und bietet Zugang zu insgesamt drei Ausgrabungshallen. Hier ein Blick in die erste.

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In der zweiten liegen hauptsächlich Bruchstücke und Erde, soweit ich das erkennen konnte. Die dritte beinhaltet weit weniger Figuren als die erste, die aber dafür mit dem Gesicht zueinander stehen, als würden sie Pläne für den Angriffsfall schmieden.

Und vor den Hallen gibt es unglaublich viele Buden, die Nippes und Essen verkaufen. Ein guter Zeitpunkt, um sich eine scharfe Suppe zu genehmigen.

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Man sollte ja denken, dass in Xian unglaublich viele Touristen rumlaufen. Dem ist auch so, allerdings sind die allermeisten davon Chinesen. Englische Sprachkenntnisse oder Beschilderung muss man hier also eine Weile suchen. Besonders nett war die Show-Einlage der Kassiererin am Ticketschalter des Bahnhofs: Als ich an die Reihe kam und mein Ticket nach Shanghai kaufen wollte, ist sie wortlos aufgestanden und gegangen. Sie kam natürlich zwei Minuten später mit einer Kollegin wieder, die englisch konnte. Die hat mir dann zu guter Letzt auch das Ticket verkauft.

Shanghai im Nebel

Was macht man eigentlich in Shanghai? Ich habe keine Ahnung. Es gibt jedenfalls den Bund, den man hier besuchen muss. Das ist der Teil des Huangpu-Flussufers, an dem die ganzen Wolkenkratzer stehen. Siehe Titelfoto. Oder hier:

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Vielleicht ist auf den Fotos nicht ganz klar zu erkennen, dass ich im dicksten Nebel hier rumlaufe. Deshalb hier noch eins vom Oriental Pearl Tower, einem der bekanntesten Gebilde in Shanghai. Jedenfalls die untere Hälfte ist drauf.

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Damit endet auch schon eine wichtige Etappe meiner Reise: Von Europa aus einmal ans andere Ende Asiens. Und dafür habe ich mir doch eigentlich mal ein Weißbier mit Spätzle verdient. Welch ein schöner Zufall, dass sich am Bund auch ein Biergarten befindet.

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Eigentlich hält mich aber nicht viel in den chinesischen Städten, denn China hat auch eine Unmenge netter Natur zu erkunden. Die muss aber leider noch warten, bis ich mit dem Weißbier fertig bin.

2 Gedanken zu „Etappensprint“

  1. Lieber Timo,

    schön zu lesen, dass du dein Etappenziel erreicht hast und es dir offenbar sehr gut geht…was nicht verwundert bei scharfer Suppe und Weißbier in deinem Bauch. ? Wir freuen uns mit dir, vermissen dich aber auch sehr! Lediglich Mario, Yoshi und Luigi können uns ein wenig über die Leere auf unserem Sofa hinwegtrösten. ?

    Machs jut mein Lieber und bis bald!

    Miri und Marcel (für den ich nur vermute zu sprechen, da er mal wieder im schönen Bayern ist ?)

    1. Hallo Miri,
      es lässt sich schon gut aushalten hier auf der Flucht! Es fehlt eigentlich nur noch ein Schnitzel, dann wäre es wie zuhause. Und eine gute Partie Super Nintendo wäre natürlich auch mal wieder bombastisch. Ich freue mich auch schon wieder auf euch und eure Couch.
      Lieber Gruß

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