Hinterland

Nach Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan folgen zwei weitere Länder auf der Stan-Liste. Das sind Kirgistan und Kasachstan, die sich nach den letzten aufregenden Wochen ein bisschen anfühlen wie das langweilige Hinterland Zentralasiens. Zumindest denke ich das, als wir ankommen. Hab mich geirrt.

Arslanbob

Nach Sary-Mogul und Osch ist Arslanbob unser dritter Halt in Kirgistan, ein netter Ort zum Wandern mit einer schönen Kulisse. In Kirgistan gibt es so etwas wie ein nationales Öko-Reisebüro, das beim Hinkommen und beim Finden einer Unterkunft unterstützt. Anscheinend arbeiten die nicht auf Kommissionsbasis und sind deshalb vertrauenswürdig.

Hingekommen sind wir noch selbst, mit einem Sammeltaxi für knappe 1000 Som, für eine Unterkunft lassen wir uns gerne helfen. Diese hat, wie gewohnt, nur Strom solange der Generator läuft. Lustigerweise geht aber auch die Spülung vom Klo nur, solange Strom da ist. Arslanbob wartet mit diesem idyllischen Flüsschen vor einer netten Bergkulisse auf.

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Spektakuläre Aussichten gibt es bei einem „kleinen Wasserfall“. Anscheinend existiert hier noch ein großer, den wir nicht besucht haben. Für den muss man nämlich etwas weiter wandern, und wir haben nur einen Nachmittag eingeplant. Aber auch der kleine macht schon Einiges her.

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Sehr bekannt ist Arslanbob für seine Walnussbaumwälder, die wohl flächenmäßig die größten in Zentralasien sind. Leider kommen wir nach der Ernte und können uns hier nicht satt essen – ein paar Walnüsse finden wir dennoch.

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Abschiedsfoto am Taxiplatz am nächsten Morgen, von wo es weiter nach Bischkek geht:

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Bischkek

In der Hauptstadt von Kirgistan verbringe ich eine Menge Zeit. Das hängt damit zusammen, dass ich immer noch kein chinesisches Visum habe. Also sende ich meinen Reisepass nach Deutschland, was auch super funktioniert. Vielleicht schreibe ich darüber nochmal in einem eigenen Artikel. Bischkek ist jedenfalls eine richtige Stadt – es gibt Cafes, Kinos, Imbissbuden, Supermärkte, Sushi, und so weiter. Gleichzeitig hat es aber auch noch einige Sowjetbauten, die sich nach real existierendem Sozialismus anfühlen. Eine tolle Mischung.

Tim und ich schauen uns Inferno, die letzte Dan-Brown-Verfilmung, auf russisch an. Wie bei anderen Filmen, die auf Büchern von Dan Brown basieren, verstehe ich auch diesmal nicht viel. Tom Hanks ist jedenfalls krank in Italien und böse Leute hinter ihm her und am Ende sind alle in Istanbul. Hier ist das Ala-Too-Kino:

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Ansonsten gab es in Bischkek ziemlich viel Kaffee, Sushi und neue Turnschuhe für mich. Ein netter Halbtagestrip ist übrigens der Burana-Tower.

Der Turm von Burana

Man kommt am besten hin, indem man die Marschrutka 353 für 50 Som nach Tokmok vom östlichen Busbahnhof nimmt. In Tokmok kann man die letzten zehn Kilometer für etwa 500 Som hin und zurück mit dem Taxi fahren. Das Ticket für den Eintritt zum eingezäunten Gelände kostet 60 Som. Der gesamte Trip ist also für weniger als zehn Euro von Bischkek aus zu haben. So sieht der Turm aus:

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Ursprünglich im elften Jahrhundert von den Karachaniden als Minarett erbaut und damals das höchste, und ein sehr schickes noch dazu, seiner Art, warf der Turm seine obere Hälfte während eines Erdbebens im 16. Jahrhundert ab und ist jetzt nur noch etwa 21 Meter hoch. Man kann durch eine sehr enge Wendeltreppe im Turm hochklettern und steht oben auf etwas, das wohl einmal eine Zwischenebene war. Er zählt übrigens zum Weltkulturerbe.

Um den Turm herum stehen einige sehr entspannte steinerne Gestalten, deren Zweck mir nicht ganz klar ist.

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Außerdem Mühlsteine aus der Zeit und Reste der Mauer, die das Minarett einst umgab. Von der ganzen Historie habe ich nicht ganz so viel mitgenommen, es ist aber ein sehr empfehlenswerter Ausflug.

Daytrips um Almaty

Almaty ist die ehemalige Hauptstadt von Kasachstan. Von Bishkek aus bringt einen die Marschrutka für 400 Som, etwa sechs Euro, rüber. Irgendwann entschied jemand, dass das mitten in der Steppe gelegene Astana jetzt Hauptstadt sein solle – Almaty hat das aber nicht geschadet. Relativ teuer für Zentralasien und mit allem, was eine westliche Großstadt auch hat, könnte die Stadt etwas mehr Historie vertragen. Die Umgebung ist jedenfalls sehr sehenswert.

So zum Beispiel der „Big Almaty Lake“, der auch als Wasserreservoir der Stadt dient und deshalb etwa 20 Kilometer südlich von Almaty in einer Art Naturschutzgebiet liegt – Müll wegwerfen ist hier streng verboten. Der See dankt es dafür mit diesem kolossalen Anblick.

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Dann gibt es da noch den Charyn Canyon, gut 250 Kilometer östlich von Almaty. Man kann in zwei Stunden recht entspannt einmal runter und wieder hoch wandern – unten gibt es keinen Ausgang, sodass man auch gar keine andere Wahl hat. Die Aussicht ist jedenfalls ein Genuss.

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Wir besuchen den Canyon in einer Zweitagestour. Im Hostel haben wir Nora, Oona und Ian getroffen, zwei Finninnen und einen Amerikaner, mit denen wir uns die Fahrt und die Kosten teilen. Da wir alle von Almaty aus das gleiche Ziel haben (nochmal Bischkek), reisen wir gleich die gesamte kommende Woche zusammen.

Auf dem Weg zur Unterkunft wird uns dann noch, völlig ungeplant, der folgende schöne Anblick zuteil. Reifenpanne.

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Am nächsten Tag geht es auf zur Singing Sand Dune, die bei ordentlich Wind angeblich lustige Geräusche von sich gibt. Sie ist sehr groß und der Aufstieg ziemlich kompliziert; nebenbei macht sie keinen Mucks, weil zwar ein bisschen Wind geht, der aber zum Auslösen des sagenhaften Spektakels anscheinend zu schwach ist.

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Der Rückweg nach Almaty ist eine gute Gelegenheit, ein Springbild in der endlosen Prärie Kasachstans zu machen und noch einen weiteren ganz hübschen See anzuschauen. Man beachte die Spiegelung der Bergkette im See.

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Verpasst habe ich in Kasachstan den Kaindy Lake, der ebenfalls in einer Tagestour von Almaty aus erreichbar ist. Dummerweise ist die Tour nicht ganz billig, denn der See liegt recht abgelegen – dafür ist er sehr speziell. Die Geschichte geht ungefähr so:

Der Bergsee Kaindy in der Grenzregion zu Kirgistan war bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts ein recht normaler See. Das steil verlaufende Ufer war von Tannen gesäumt, deren einziger Job es war, die Erde festzuhalten, damit sie nicht in den See rutscht. Dann gab es trotz aller Bemühungen einen Erdrutsch, und viele Tannen stehen jetzt im See. Dort stehen sie bis heute und warten darauf, dass man ihnen einen Job im Management eines DAX-Konzerns eine ihren Fähigkeiten angemessene Beschäftigung anbietet.

Ich hätte den Kaindy Lake jedenfalls gerne noch besucht. Aber für Hinterland-Verhältnisse war das Programm auch so schon nicht zu verachten. Und nebenbei haben wir noch Borat in Kasachstan geschaut. Der ist ebenfalls sehr zu empfehlen.