Kambodscha

Von Ko Phi Phi geht es in absoluter Entspannung weiter nach Kambodscha. Im Königreich der Khmer gibt es fantastischen Kaffee, prima Street Food und die zweifelsohne verrücktesten Tuktuk-Fahrer der Welt. Und wieder mal eine Menge Historie.

Das Land hat wilde Zeiten mitgemacht – seit dem achten Jahrhundert war das Königreich der Khmer eine große Nummer in Südostasien. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde aus Kambodscha ein Protektorat und später eine Kolonie von Frankreich. Im zweiten Weltkrieg besetzten die Japaner das Land, bis es sich 1945 für unabhängig erklärte. Danach kam viel Bürgerkrieg und die Katastrophe mit den Roten Khmer, seit 1979 ging es dann wieder der Normalität entgegen.

Angkor

Auf Ko Phi Phi treffe ich Iveta, die noch eine Woche Urlaub hat und eine Abwechslung von den thailändischen Inseln sucht. Sie hält Kambodscha für eine gute Idee und beschließt, mich zu begleiten. Sie nennt es stalken – ab sofort habe ich also eine Stalkerin. Wahnsinn.

Also geht es wieder mit der Fähre nach Krabi, wieder mit dem Bus nach Surat Thani (diesmal klappt es ohne aufgeschlitztes Gepäck), und mit dem Nachtzug nach Bangkok. Von dort mit einem weiteren Zug nach Aranyaprathet, das wir abends erreichen und das direkt an der kambodschanischen Grenze liegt. Dort treffen wir Kay, einen Thailänder aus Aranyaprathet, der uns das perfekte Restaurant für ein vietnamesisches Frühstück zeigt. Das ist nicht nur lecker, sondern sieht auch noch super aus.

An der Grenze laufen unsagbar viele Leute herum, die uns irgendwas verkaufen wollen; Visa für Kambodscha inklusive. Natürlich ist das alles Abzocke, das Visum gibt es erst hinter der thailändischen Grenze für 30 Dollar. Misstrauisch von den ganzen Gaunern laufen wir auf der kambodschanischen Seite auch am wirklichen echten offiziellen Visa-on-Arrival-Gebäude vorbei und werden am Kontrollposten wieder zurück geschickt. Das kostet uns zwar 300 Meter Fußweg zusätzlich, aber immerhin wurden wir nirgends übers Ohr gehauen.

Abends kommen wir in Siem Reap an. Die Stadt liegt etwa sieben Kilometer südlich von der hinduistischen Tempelanlage Angkor. Besonders bekannt ist der Haupttempel Angkor Wat, der bisher noch jeden Preis in der Kategorie Sonnenuntergangs-Selfies abgeräumt hat. Hier mal ein Foto ohne Sonnenuntergang.

Sehr schön anzusehen ist auch, wie der umgebende Urwald sich so überhaupt nicht für die heiligen Stätten interessiert und in der Anlage herumwuchert, wie es ihm gerade gefällt. So wie dieser Baum auf einer Tempelmauer zum Beispiel, dem sein Karma offensichtlich völlig egal ist.

Ganz besonders freut mich der Anblick dieser breit grinsenden Gesichter, die hier in Stein gehauen sind. Wenn die damals mal nicht das beste Gras der Welt geraucht haben, weiß ich auch nicht.

Die ganze Angkor-Anlage ist übrigens ziemlich riesig und bietet einen Small Circle und einen Big Circle zur Erkundung an. Wir sind mit einem Dreitagesticket für vierzig Dollar unterwegs, von denen wir volle zwei Tage ausnutzen. Am ersten Tag geht es mit gemieteten Fahrrädern die kleine Runde entlang, am zweiten Tag mieten wir ein Tuktuk mitsamt Fahrer für die große Runde.

Die Tuktuks in Kambodscha sind gar nicht übel, und dank der verrückten Fahrer eine ziemlich flotte Art, im chaotischen Verkehr (der hauptsächlich dank der vielen Tuktuks chaotisch ist) vorwärts zu kommen. Im Betrieb sieht das dann etwa folgendermaßen aus:

Meine Stalkerin muss ihren Rückflug erwischen und nimmt von Siem Reap den Bus nach Bangkok, der statt der angegebenen sechs eher gute zehn Stunden braucht. Für mich geht es weiter in die Hauptstadt, nach Phnom Penh.

Phnom Penh

Statt einer großen Stadtbesichtigung interessiert mich hier vor allem die Geschichte der Roten Khmer. Die wird an zwei Orten besonders gut aufgearbeitet: In Choeung Ek – besser bekannt als die Killing Fields – und Tuol Sleng, einer Schule, die den Roten Khmer als Gefängnis diente.

Unter ihrem Anführer Pol Pot ist die Armee der Roten Khmer 1975 in Phnom Penh einmarschiert. Das Land war vom Bürgerkrieg geschwächt und viele Bewohner, die der Fremdherrschaft und der Gewalt nichts abgewinnen konnten, fanden die Idee der Roten Khmer gar nicht so verkehrt. Die Roten Khmer wollten nämlich auch so einen schönen unabhängigen klassenlosen Kommunisten-Staat wie die Chinesen unter Mao. Sie hatten nur leider überhaupt keine Ahnung, wie sie das anstellen sollten. Dafür bestanden große Teile ihrer Armee aus gewaltbereiten Teenagern.

Es sind schrecklich viele Kambodschaner in S-21, wie Tuol Sleng als Gefängnis genannt wurde, inhaftiert worden. Mit ein bisschen Folter, die hier ziemlich detailliert dargestellt wird, wurde den Insassen dann ein Geständnis abgerungen. Darunter waren zum Beispiel auch Geständnisse, dass man für die CIA arbeitet, die dem durchschnittlichen Kambodschaner natürlich völlig unbekannt war. Im Anschluss kamen sie dann auf die Killing Fields, wo sie totgeprügelt und verscharrt wurden.

Die Welt hat von dem Treiben nicht so viel mitbekommen, weil niemand ein- oder ausreisen durfte. Die Vietnamesen sind dann 1979 einmarschiert und haben das Schauspiel beendet. Der Besuch in Choeung Ek und Tuol Sleng dauert jeweils nur etwa zwei Stunden, der Rest des Tages ist trotzdem im Eimer, denn diese Orte fallen definitiv in die Kategorie Dark Tourism.

Mein nächstes Ziel ist Saigon in Vietnam, von dem ich schon gehört habe, dass es auch dort ziemlich passablen Kaffee gibt. Ein Bus von Phnom Penh bringt mich für 18 Dollar rüber – der Grenzübergang verläuft absolut verwirrend, aber am Ende kommen doch alle rüber und steigen wieder in den Bus. Verrückt.

2 Gedanken zu „Kambodscha“

  1. Mit der Bustour Krabi-Surat Thani und dann mit dem Nachtzug nach Bangkok kennst du dich ja schon bestens aus, denke ich. 😀
    Lang ist`s her.

    Grühüße!

  2. Hallo Marcel,
    allerdings! Inzwischen bin ich aber dazu übergegangen, im Nachtzug auf die Bänke der dritten Klasse zu verzichten und ein bisschen Schlaf zu kriegen. Wir werden eben alt.
    Lieben Gruß

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