Poonhill Trek

Ich war schon ziemlich lange nicht mehr wandern. Das sollte sich jedoch bald ändern, denn von Kalkutta geht es weiter nach Nepal – und Nepal ist sehr beliebt bei Wanderern. Das könnte daran liegen, dass das Land einen Teil des Himalayas beherbergt; acht von vierzehn Achttausendern weltweit liegen ganz oder teilweise in Nepal.

Aber erstmal wartet nach der Ankunft am Flughafen der Kulturschock. Die Taxis hier lassen keinen Zweifel daran, dass man sich tatsächlich in Indien befindet.

Kalkutta bietet als ehemalige Hauptstadt der britischen Kolonie eine Menge netter Architektur und ein hübsches Museum. Leider habe ich nur einen Tag hier, weil ich gleich weiter nach Siliguri und von dort zur nepalesischen Grenze will. Auch der Bus dorthin macht unmissverständlich klar, dass man sich hier in Indien befindet.

Er bringt mich über Nacht nach Siliguri, von wo aus man zum Beispiel weiter nach Darjeeling reisen kann. Da oben fährt auch eine Spielzeugbahn aus der Kolonialzeit, die heute eine Touristenattraktion ist. Wegen der Planänderungen in Myanmar bin ich etwas spät dran und spare mir diesen Ausflug – meinen Anteil an Spielzeugbahnen habe ich ja glücklicherweise in Bangkok schon bekommen.

Nepal

Also geht es direkt mit einem Stadtbus nach Panitanki zur Grenze. Die Fahrt kostet wahnwitzige 20 Rupien – etwa 30 Cent für 20 Kilometer. Im unglaublich versteckten Grenzhäuschen bekomme ich einen Ausreisestempel und wandere über den Fluss zur Einreise nach Nepal.

Der Fluss lässt sich um diese Jahreszeit etwas hängen. Dafür läuft die Einreise, inklusive Beantragung eines Visa on Arrival, problemlos. Es geht direkt weiter mit einem Nachtbus nach Kathmandu. Dort treffe ich eine Freundin aus Frankfurt – Lisa macht hier Urlaub und hat dank meiner Umwege Kathmandu schon zwei Tage ohne mich erkundet.

Ganz wichtig in Kathmandu ist der Bodnath Stupa, der natürlich zum Welterbe zählt. Gläubige Buddhisten laufen hier siebenmal im Uhrzeigersinn drumherum, wenn sie da sind – wir ersparen uns das und gönnen uns in einem Cafe mit Dachterrasse ein Bierchen. Die Aussicht ist ein Spektakel.

Meine größte Erkenntnis dieses Besuches: Die bunten Gebetsfahnen existieren wirklich. Sie kommen sogar live im Wind flatternd noch besser rüber als auf Fotos.

Der Trek

Nach knapp neun Stunden Busfahrt erreichen wir Pokhara, die zweitgrößte Stadt Nepals. Von hier kann man ganz nette Wandertouren unternehmen – zum Beispiel eine zum Annapurna Basecamp, die 17 Tage dauert. So verlockend die Aussicht auch ist, mal am Fuße eines Achttausenders zu frühstücken, haben wir doch nicht ganz so viel Zeit und entscheiden uns für den Poonhill Trek. Der Poonhill ist immerhin 3200 Meter hoch und lässt sich in vier Tagen erwandern.

Unsere Wanderroute beginnt in Nayapul, wo uns ein Taxi hinbringt. Von dort führt sie über Ulleri und Ghorepani, um morgens den Sonnenaufgang am Poonhill zu bewundern, und über Tadapani zurück nach Kimche. Von Kimche fahren dann Busse nach Pokhara. Nachdem wir von Nayapul gerade eine halbe Stunde gewandert sind, beginnt die Landschaft schonmal damit, spektakulär zu werden.

Direkt danach kommt in Birethani ein Checkpoint, wo unsere Papiere geprüft werden – man benötigt den ACA Permit, den wir uns morgens für 20 Dollar pro Nase in Pokhara geholt haben, und einen gewissen TIMS-Pass, dessen Nutzen mir nicht ganz klar geworden ist – für ebenfalls 20 Dollar. Damit hören die großen Investitionen dann aber auch schon auf. Eine Nacht in einem Guesthouse in einem der Bergdörfer hat uns mit Abendessen und Frühstück nie mehr als 40 Dollar gekostet, was den Ausflug zu einem unschlagbar günstigen Unterfangen macht.

Die Wanderung verläuft großteils entlang dieses idyllischen Baches und entlang chinesischer Touristengrüppchen, die bis unter die Zähne ausgerüstet sind – Wanderschuhe, Thermowäsche, Wanderstöcke, das volle Programm.

Am zweiten Morgen stehen wir um fünf Uhr früh in Ghorepani auf und machen uns in der Finsternis und klirrender Kälte auf den Weg zum Gipfel. Dort wird sogar in einem Büdchen heißer Tee ausgeschenkt. Irgendwann beginnt dann auch der Sonnenaufgang und beleuchtet das Alpenpanorama um uns herum.

Der Weg nach unten ist schon wesentlich angenehmer, weil es zum einen deutlich wärmer geworden ist, zum anderen die Schwerkraft für uns arbeitet. Wir nehmen noch ein verdientes Frühstück zu uns, bevor wir auschecken und den Weg nach Tadapani antreten. Dieser Weg führt uns über den Deurali Pass, wo eine ordentliche Portion Springbilder vor dem Annapurna South Peak fällig wird.

In Tadapani ist es schon wieder wesentlich wärmer – was nicht viel ausmacht, da man nach einer Viertelstunde Wandern ohnehin eine angenehme Temperatur entwickelt. Es erwartet uns unser übliches Abendessen, Vegetable Dal Bhat, zu dem wir in den letzten Tagen bereits eine innige Beziehung aufgebaut haben. Und morgens haben wir neben einem einsetzenden Muskelkater diese Aussicht, die auch nicht zu verachten ist:

Der weitere Weg nach unten bietet die übliche Idylle: Ein paar Stufen, einen Bach, andere Touristen. Das dauert zumindest bis Ghandruk an, wo mir ein befellter Kollege den Weg verstellt.

Lisa hat es irgendwie vorbei geschafft, ich hänge ein paar Minuten fest, bis ich den störrischen Genossen beiseite gedrängt habe. In Kimche angekommen essen wir noch ausgiebig zu Mittag, um hinterher zu erfahren, dass der letzte Bus schon um drei Uhr abgefahren ist. Mit einigem Gefeilsche kriegen wir noch ein Taxi nach Nayapul und von dort zurück nach Pokhara.

Pokhara hat eigentlich alles, um sich vom Wandern zu erholen. Und so verbringen wir den nächsten Tag mit rumhängen, Bier, Essen und Gleitschirmfliegen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Der Tandemflug dauert alles in allem etwa zwei Stunden und macht ziemlich Laune. Mich friert dabei etwas, weil meine Klamotten sämtlich in der Wäsche gelandet sind und ich nur mit Badeshorts und Shirt unterwegs bin – deutlich zu kalt für die Umgebung, trotzdem wahnsinnig lustig.