Schlandsucht

Die Reise ist fast vorbei. Bald geht es wieder nach Hause. Es hat so viel Spaß gemacht. Aber halt, einen hab ich noch – in Indien ist nämlich gerade Holi. Das indische Frühlingsfest zeichnet sich dadurch aus, dass sich alle mit farbigem Pulver bewerfen und ist deshalb eine recht schmutzige Angelegenheit. Überdies ist es eine mehrheitlich nord-indische Angelegenheit und deshalb unpraktisch, wenn man sich noch im Süden befindet.

Und so sitze ich schon wieder im Flieger von Kochi nach Delhi, um dem Norden – und hoffentlich einer beeindruckenden Holi-Party – etwas näher zu kommen. Glücklicherweise hat Delhi den Ruf, eine gute Basis für Holi zu sein, und liegt außerdem auf dem Heimweg, sodass es sich als kleiner Stopover geradezu aufdrängt.

Straßen-Holi in Old Delhi

Nachdem ich Samstag gelandet bin und ein schickes Hostel in der Nähe von Old Delhi gefunden habe, erwarte ich natürlich für Sonntag dramatische Szenen auf den Straßen. So sprinte ich Sonntag morgen ins Freie und bewege mich erstmal in Richtung des Roten Forts. Mich überrennt – niemand.

Etwas leerer als sonst sind die Straßen vielleicht, ansonsten verhalten sich alle unauffällig. Und mit Farbe beschmiert ist hier sowieso keiner. Glücklicherweise soll die Action mindestens zwei Tage andauern – ich habe also noch einen Versuch für Montag. Ich trotte zurück und buche sicherheitshalber noch ein Ticket für ein organisiertes Holi-Festival am nächsten Tag, um im Fall der Fälle nicht völlig leer auszugehen. Soweit ich es verstanden habe, ist Holi ganz ähnlich wie bei uns der Karneval – teils für alle auf der Straße, teils nur mit Ticket, Hallen-Holi sozusagen.

Glücklicherweise erwartet mich am nächsten Tag ein völlig anderes Bild. Keine 50 Meter aus der Tür, sieht mich ein umherstehender Inder und fragt sich offenbar, was wohl das blitzsaubere Bleichgesicht hier zu suchen hat. Zwei Sekunden später werde ich mit farbigem Schaum besprüht. Etwa alle hundert Meter stehen wildfremde und schon ordentlich eingepulverte Typen, die nicht unbedingt zurückhaltend sind.

Und so treffe ich Gestalten wie die hier:

Und diese Kollegen in grün:

Und eine lustige Gruppe, die eigentlich um ein Moped herumstehen und diskutieren, aber für mich extra nochmal die Farbbeutel rauskramen. Danach sind ungefähr zwanzig Fotos erforderlich, eines davon sieht so aus:

Holi ist also offenbar eine sehr Selfie-intensive Angelegenheit. Nach rund einer Stunde habe ich die gleiche Runde durch Old Delhi absolviert wie am Tag zuvor, bin allerdings ungleich bunter dabei geworden.

Holi Moo Festival

Dieser unerwartete Teilerfolg motiviert natürlich für das Holi-Moo-Festival, für das ich mir gestern noch das Ticket gekauft habe. Die Veranstaltung mit dem abstrusen Namen hat mir Nils empfohlen, den ich noch aus Goa kenne und den ich, zwei Wochen später und völlig unerwartet, im Hostel in Delhi wieder treffe. Trotz aller Motivation wirft mich der Tuktuk-Fahrer an einer Straßenecke raus, an der wirklich gar nichts auf ein Festival hindeutet.

Nach einiger Suche treffe ich Ash, der ganz ähnlich aussieht wie ich. Er ist zwar nicht auf der Suche nach speziell diesem Festival, findet die Idee aber ganz gut und begleitet mich bei der Suche.

Unterwegs kommen wir durch eine Art Park und bekommen natürlich noch mehr Pulver ab und machen natürlich noch mehr Selfies.

Und irgendwann finden wir das Festival. Lustigerweise treffe ich noch vier andere bekannte Gesichter aus dem Hostel in Goa. Das scheint ein ganz angesagter Ort zu sein. Erkennbar am Titelbild, oder auch daran, dass es hier vier Bühnen gibt – elektronische und auch andere Musik eingeschlossen.

Getränke sind netterweise umsonst, was einigermaßen funktioniert – da bei dem Festival auch Alkohol in rauen Mengen konsumiert wird, kommen die Veranstalter mit dem Nachschub nicht immer ganz hinterher. Wasser gibt es aber ebenfalls kostenlos und auch durchgängig. Bis fünf Uhr hänge ich hier herum, dann gehe ich wieder ins Hostel, um mich für den Flug zu richten.

Epilog

Der letzte Flug geht von Delhi nach Kuwait, und von dort nach Frankfurt. In Frankfurt sieht es dann so aus:

Schön war es ja. Nach gut 40.000 Kilometern zu Land und einigen weiteren in der Luft, und insgesamt 27 besuchten Ländern bin ich also wieder zurück in Schland. Und es ist gar nicht so verkehrt. Mitte März zwar noch etwas kalt, aber ich freue mich trotzdem, wieder hier zu sein.

Mit diesem Eintrag ist dieser Blog übrigens offiziell fertig gestellt. Neue Einträge sind deshalb bis zur nächsten Schlandflucht nicht zu erwarten. Ich danke dir bis hierher fürs Lesen!