Schienenmarkt

Mit Thailand und mir war es bisher ein ziemliches Chaos. Sofern ich nicht auf den Inseln rumgelegen habe, bin ich ja nur durchgefahren. Aber nur als Transitland ist es dann eigentlich auch wieder zu schön, auch abseits der Inseln. Ein bisschen was muss ich doch hier noch vom Festland sehen – aber vorher gibt es noch einen letzten kleinen Ausflug auf eine Insel.

Nach einem Tag unfreiwilligen Aufenthalts in Krabi – dank des extremen Wetters fahren keine Fähren – machen Theresa und ich uns auf nach Ko Phi Phi. Dort verbringen wir entspannte drei Tage, bevor Theresa ihren Flieger nach Hause erwischen muss. Nochmal zur Erinnerung, Ko Phi Phi sieht so aus:

Natürlich ist auch diesmal das Leben wieder hart, und man muss zwischen Tauchen, Sonnen und Strandbars sehen, wo man bleibt. Gut, dass die Fähre zurück verlässlich geht und wir die Insel am vierten Tag pünktlich verlassen können. Nächster Halt ist Bangkok, das wir an einem Samstag im Morgengrauen erreichen. Gerade noch Zeit, um den Wat Pho anzuschauen, den wohl bekanntesten Tempel in Bangkok. Hier sitzen diese steinernen Freunde:

Und dann stehen hier noch diese goldenen Kollegen, deren Zweck mir nicht ganz klar ist, die aber nett anzusehen sind:

Außerdem liegt hier eine Buddha-Statue relativ entspannt in einer Art Halle, die aber zu groß ist, um sie ordentlich auf ein Foto zu bekommen. Statt dessen hier noch die Außenansicht eines Tempels auf dem Gelände.

Von dort geht es zum Flughafen, wo vor dem Flug sogar noch ein Kaffee drin ist. Für Theresa geht es dann wieder in die Heimat, für mich in ein Guesthouse in der Nähe der Khaosan Road. Ich will Montag mein Visum für Myanmar beantragen und habe deshalb noch ein bisschen Papierkram vor mir. Und außerdem muss ich noch auf den Markt.

Der Markt von Samut Songkhram

Der Markt in Samut Songkhram ist auch als Umbrella Market bekannt und viele Agenturen bieten Bustouren dorthin an. Das kuriose an diesem Markt ist, dass er auf Bahngleisen stattfindet. Und die Gleise werden noch benutzt – nicht nur von Händlern, sondern auch von einem Zug. Und so räumen die Händler acht Mal am Tag ihre Sachen beiseite, um die Schienen kurz darauf wieder für sich zu beanspruchen.

Natürlich will ich nicht mit dem Bus dahin fahren, sondern den ärgerlichen Zug höchstselbst benutzen. Nebenbei will ich aber auch nachmittags meinen Pass auf der Botschaft wieder in Empfang nehmen, und so muss ich ziemlich früh aufbrechen. Um halb sechs stehe ich deshalb am Bahnhof Wongwian Yai in Bangkok, der aus genau einem Gleis besteht. Als wäre das nicht schon putzig genug, hat das Gleis eine Spurweite von nur einem Meter – beim Warten fühlt man sich ein bisschen wie in einer Spielzeugwelt.

Da steht also der Zug auf dem einzigen winzigen Gleis, das dieser Bahnhof zu bieten hat. Da dieses vom restlichen Schienennetz auch komplett abgetrennt ist, gibt es nur ein Ziel: Die Gleise führen nach Samut Sakhon. Dort fährt der Zug eine knappe Stunde später in einen ähnlich putzigen Bahnhof ein. Jetzt muss man eigentlich nur noch die Fähre nehmen, die über den Tha Chin führt, und auf der anderen Seite einen anderen Zug erwischen.

Auf der Fähre sind schon einige Thais unterwegs, vor allem viele jüngere in Schuluniform. Touristen entdecke ich keine. Entgegen meiner Erwartung bringt uns der klanglich stark an einen Rasenmäher erinnernde Motor flott auf die andere Seite. Im Schiffsrumpf tun sich auch keine größeren Löcher auf, durch die das aschgraue Wasser die Fahrt vorzeitig beenden würde. Alles in allem eine sehr entspannte Überfahrt, die etwa fünf Minuten dauert.

Auf der anderen Seite kommt man nach einem Spaziergang von weiteren fünf Minuten an einen ähnlich putzigen Bahnhof – es gibt genau ein Gleis, und es ist winzig; der dort abfahrende Zug ist allerdings rot. Und das ist genau der, der die Leute auf dem Markt mehrmals täglich bei der Arbeit stört.

Ein Blick aus dem Zugfenster lässt keine Zweifel darüber aufkommen, dass man die Vororte von Bangkok lange hinter sich gelassen hat. Es gibt jedenfalls sehr viel Grünzeug zu sehen.

Und irgendwann erreicht man die Endhaltestelle Mae Khlong und durchquert kurz vorher den sagenumwobenen Markt. Kurz vor Einfahrt des Zuges sieht es hier etwa so aus:

Und irgendwann kommt dann der Zug. Wer bis jetzt das blaue Vordach seines Stands noch nicht eingeklappt hat, wird durch das ständige Hupen des einfahrenden Zuges daran erinnert, das noch nachzuholen. Da er das letzte Stück nur noch mit Schrittgeschwindigkeit fährt, bieten sich ein paar gute Gelegenheiten, um Fotos zu machen. Besonders mag ich das folgende, worauf gerade eine Kaffeeübergabe an den Lokführer vorbereitet wird.

Der hält nur die Hand raus und hat im nächsten Moment die Tüte mit dem Kaffeebecher von dem Herrn im grauen Shirt übernommen. Traumjob.

Und direkt nach Durchfahrt des Zuges werden die blauen Vordächer wieder ausgeklappt und die Besucher übernehmen wieder die Kontrolle über die Gleise.

Nachdem ich knapp drei Stunden hier herumgewandert bin, reicht es dann auch. Ich nehme den gleichen Zug wieder zurück und bin pünktlich um halb vier auf der Botschaft, um mein Visum für Myanmar abzuholen. Vorher mache ich aber noch ein Foto aus dem Zug heraus – der Markt hat sich mal wieder zurückgezogen, um die Ausfahrt zu ermöglichen.

Der Ausflug zum Markt hat drei Stunden gedauert, plus nochmal drei Stunden Rückfahrt, plus die Zeit, die ich dort verbracht habe. Es ist nicht verkehrt, dafür einen kompletten Tag einzuplanen – dafür ist der Kostenfaktor fantastisch. Das Ticket für eine Zugstrecke kostet zehn, das Ticket für die Fähre drei Baht. Hin und zurück von Bangkok aus kommt man also für insgesamt 46 Baht oder 1,25 Euro. Wenn das mal kein Schnäppchen ist.

Damit geht mein persönliches Pflichtprogramm für Bangkok und Umgebung schon zu Ende. Eigentlich habe ich einen bunten Aufkleber im Reisepass erwartet, auf der Botschaft stelle ich aber fest, dass man mir nur einen riesigen Stempel in den Pass gedrückt hat. Diese Art von Visum ist mir bisher noch nicht begegnet und ich hoffe inständig, dass man mich damit auch einreisen lassen wird. Am folgenden Abend nehme ich den Bus nach Mae Sot an der myanmarischen Grenze.