Das Ding mit der Seidenstraße

Spätestens in Usbekistan kann ich es nicht mehr ignorieren: Ich bin unterwegs auf der Seidenstraße. Dieser Handelsweg diente von seit Ewigkeiten bis zum 15. Jahrhundert dazu, Waren zwischen China, Indien und Europa auszutauschen. Das umfasste alle möglichen Rohstoffe, Gewürze, Glas und, naja, Seide halt eben. Das spannende daran war, dass Zentralasien jetzt nicht das gastlichste Fleckchen ist – Wüsten, Steppen, Gebirge, alles mögliche versperrte dem emsigen Händler den Weg zum begierigen Kunden.

So hat man sich die Arbeit denn geteilt. Zwischen den größeren Städten tourten Karawanen hin und her, sodass die Einen eher die Wüsten durchquerten, während die Anderen für Gebirge zuständig waren. Sie hangelten sich dabei von Karawanserei zu Karawanserei. So heißen die Orte, wo die Kamele getankt wurden konnten und es eine Tasse heißen Tee gab. In den Städten wurden die Waren dann gehandelt, und die Städte verdienten nicht übel daran. Die Waren wurden dabei auch furchtbar teuer.

Die Städte kamen dabei auf den Gedanken, so nette Bauwerke wie die folgenden aufzustellen. Das sind drei Koranschulen am Registan-Platz in Samarkand.

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Irgendwann vor ein paar Jahren habe ich mal gehört, dass es die wirklich gibt – und bin überhaupt erst auf den Gedanken mit dieser ganzen Reise verfallen. Sie sind jedenfalls bombastisch.

Die Weihrauchstraße

Die Seidenstraße hatte einen kleinen Bruder, die Weihrauchstraße. Die führte aus dem heutigen Oman nach Damaskus und diente dem Transport von Weihrauch, der von den dekadenten Römern heiß begehrt wurde. Als Ägypten im ersten Jahrhundert vor Christus herausfand, wie man das Rote Meer beschifft, verlor der Landweg an Bedeutung.

Die drei Weisen aus dem Morgenland, die Jesus zur Geburt Myrrhe, Weihrauch und Gold mitbrachten, waren vermutlich die letzten ihrer Art. Einhundert Jahre später wären sie vermutlich mit leeren Händen dagestanden. Zweitausend Jahre später hätten sie ihm ein Tamagotchi mitgebracht, aber das führt jetzt auch zu weit. Fakt ist, der Seeweg ist von jeher der natürliche Feind des Landwegs.

Die Mongolen

Über die Mongolen haben wir ja vorher schon gesprochen. Die waren ja in Russland, Georgien und Armenien schon ein Thema. Das spannende daran ist: Sie haben das größte zusammenhängende Gebiet überhaupt jemals kontrolliert. Das war so ziemlich ganz Asien, mit Ausnahme von Indien und dem Nahen Osten.

Vier katastrophal berühmte Typen, um die man in Zentralasien nicht drum herum kommt, sind:

  • Dschingis Khan (1167-1227) vereinte die mongolischen Stämme und nahm anschließend so ziemlich alles in Zentralasien ein, was da war. Er formulierte auch so etwas wie ein Gesetzbuch und brachte den Unterworfenen damit ein bisschen Zivilisation. Man sieht hier nicht so viel von ihm, denn er kam eigentlich von weiter östlich.
  • Ögedei Khan (1189-1241) war ein Sohn von Dschingis und beschloss, dass in Osteuropa ein Mongolensturm fällig sei. Die ganze Geschichte in Georgien und Armenien war seine Idee. Nebenbei unterwarf er die Chinesen.
  • Timur Lenk (1336-1405) war ein blutrünstiger Schläger. Nachdem das Mongolenreich schon wieder zerfallen war, holte er nochmal aus und qualifizierte sich als Herrscher weiter Teile Zentral- und Vorderasiens. Seine Überreste liegen heute in Samarkand in einem im Vergleich zum Registan recht bescheidenen Mausoleum. Außerdem steht er in Taschkent.

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  • Timur Babur (1483-1530) wuchs in Andijan auf. Schon früh stellte er fest, dass dieses Kaff seinen Ansprüchen nicht genügen würde. Bei seinen Feldzügen orientierte er sich nach Süden und war später der Chef von Afghanistan und Indien – der erste Herrscher des Mogulreiches. Seine Überreste liegen in Kabul, aber vor gut 20 Jahren hat man einen Haufen Erde von seinem Mausoleum nach Andijan geschickt, und die Leute hier haben vor Freude darüber diese Art Tempel-Museums-Kombination gebaut.

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Buchara und Khiva

Beide Städte haben zur etwa gleichen Zeit wie blöde angefangen, große Gebäude zu bauen. Beide wurden von den Sowjets nicht in eine Plattenbauwüste verwandelt. Und beide sind heute ziemlich touristisch. Sehr angenehme Orte um abzuhängen und Plov zu essen – nicht besonders interessante Orte, um über sie zu schreiben.

Buchara sieht so aus:

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Khiva ist besonders für sein unfertiges Minarett bekannt und schaut so aus:

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Das Ding mit der Seide

In Usbekistan liegt auch das Fergana-Tal. Dort wird schon seit Ewigkeiten auch Seide hergestellt. In Margilon kann man eine Fabrik besichtigen, die Schals und alles mögliche aus Seide herstellt. Hier werden gerade die Würmer gekocht.

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Das Ende der Seidenstraße kam dann eigentlich recht unspannend. Im 14. Jahrhundert begannen die Osmanen, Zölle auf die ohnehin schon teuren Waren zu erheben. Die Portugiesen, die am Arsch der europäischen Handelskette standen, verbesserten kurze Zeit später ihre Schiffe soweit, dass man damit mehr anfangen konnte, als durch das Mittelmeer zu gurken.

Zum Beispiel konnte Vasco da Gama mit den Schiffen den afrikanischen Kontinent umsegeln und gelangte nach Indien. Und Christoph Kolumbus segelte Richtung Westen und entdeckte damit einen neuen Weg nach Indien – oder naja, so ähnlich halt. Jedenfalls wurde der Handel wesentlich ungefährlicher und drastisch günstiger und der Landweg war damit nicht mehr ganz so spannend.